Küche - 2023-05 - Seite 78-80: Am 18. Mai ist Kinopremiere von „She Chef': Der neue Dokumentarfilm mit Agnes Karrasch, 25-jährige Köchin aus dem Österreichischen Koch-Nationalteam, erzählt über die Hürden des Einstiegs in die Spitzengastronomie aus der Sicht einer jungen Köchin und macht Mut, dem Kochberuf eine Chance zu geben. Wir haben Agnes Karrasch kurz vor dem Filmstart interviewt. > KÜCHE: Agnes, dein zweiter Film „She Chef" hat im Mai Premiere. Von wem kam die Idee zu dem Filmdreh über deine Lehr- und Wanderjahre? AGNES KARRASCH: Ich wohnte vor vielen Jahren mit dem Filmproduzenten Thomas Herbert-Gombos in einer WG. Er war vom ersten Tag meiner Kochausbildung an begeistert und wollte die Storyfilmisch begleiten. Jedoch habe ich nicht sofort mitgemacht (lacht). Warum das? Ich wollte nicht mit Anfang 20 als Frau in die Sterneküche gehen mit einem Kamerateam hinter mir. Da ist Mobbing vorprogrammiert. Für mich war klar: Erst wenn ich mir etwas erkocht habe und weiß, wo ich stehe, ist der richtige Zeitpunkt. Wann ging es los mit dem Filmdreh? Zuerst habe ich meine zweijährige Kochausbildung im Wiener Steirereck unter Heinz Reitbauer abgeschlossen. Der Film beginnt einen Monat später mit der Koch-Weltmeisterschaft 2018 und spannt den erzählerischen Bogen über die verschiedenen Praktika, die ich durchlaufen habe, bis zu meiner jetzigen Arbeit im „Koks" auf den Färöer Inseln. Wurden die Szenen live während der Praktika gefilmt? Ja. Die Filmszenen sind nicht gestellt. Alles ist genauso passiert, wie der Film es zeigt. Praktika sind in der Kochwelt, speziell der Spitzenküche, durchaus normal und üblich, vergleichbar mit der Wanderschaft des Schreiners. … Herzlichen Glückwunsch! Was ist denn die wichtigste Botschaft des Films „She Chef"? Das Beste, was wir erreicht haben, ist: Jeder junge Koch kann diesen Film heute seinen Eltern und Freunden zeigen und sagen: „Schaut euch das an! Dann versteht ihr, wie mein Leben aussieht." … Was verrät der Film sonst noch über die Arbeit in der Sterneküche? Er zeigt auf, wie verschieden Sterneküchen aufgebaut und strukturiert sein können. Das „Vendôme" zeigt z. B. die klar strukturierte, neudeutsche Küche mit klarer Postenaufteilung, das „Desfrutar" dagegen ein komplettes Gegenmodell: ein aufstrebendes Restaurant mit immenser Vielzahl an Praktikanten und ganz anderen Abläufen. Im „Koks" wiederum versuchen wir, die Hierarchien flach zu halten und stärken den Team-Gedanken, sei es auf Küchenseite oder im Service. …ff
Kommentar schreiben