Top hotel - 2023-03/04 - Seite 18-21: … Tophotel: Herr Westreicher, wann sollten sich Unternehmer mit ihrer Nachfolge beschäftigen? Clemens Westreicher: Ich empfehle, frühzeitig mit der Übergabevorbereitung zu beginnen, um Antworten auf all die Fragen, die eine Hotelübergabe aufwirft, ohne Druck mit den Familienmitgliedern erarbeiten zu können. Aus Sicht der Senioren meine ich damit ein Alter zwischen 50 und 55 Jahren, auf Seite der Junioren zwischen 25 und 30. Zuvor ist es ohne Zweifel hilfreich, die nächste Generation anfangs spielerisch, später strukturiert und geplant für die Mitarbeit beziehungsweise Führung des Hotels zu begeistern und sie schrittweise an die Verantwortung heranzuführen. … Warum ist Ihres Erachtens externe Begleitung wichtig? Und wer wird im Idealfall in den Nachfolgeprozess einbezogen? Da die einzelnen Familienmitglieder Betroffene und Beteiligte zugleich sind, empfiehlt sich das Hinzuziehen eines externen und unabhängigen Begleiters. Dieser koordiniert, moderiert, spricht unangenehme Themen an, übersetzt zwischen Senioren und Junioren, ist Blitzableiter, hinterfragt, zeigt alternative Lösungsansätze auf, erklärt Sachverhalte und verschriftlicht die jeweiligen Ergebnisse. Zudem stimmt er auf Wunsch der Familie Spezialfragen mit Experten ab, wie zum Beispiel mit dem Steuerberater und dem Notar. Das Ausloten der Vorstellungen, wer zukünftig welche Rolle und Funktion im Hotel wahrnehmen will und ob überhaupt, ist die Basis für eine tragfähige Hotelübergabe. … Wie gehen Sie Nachfolgeprojekte ganz konkret an? In den häufigsten Fällen kontaktiert mich ein Mitglied der Hoteliersfamilie. Das kann ganz am Anfang einer Übergabe sein, mittendrin oder sogar noch kurz vor Ende. Obwohl jede Hoteliersfamilie einzigartig ist, lautet meine erste Empfehlung stets: ein gemeinsames Gespräch mit allen Familienmitgliedern und mir, wobei ich betone, dass ich alle gleichermaßen vertrete. Der Fokus meiner Arbeit liegt dann darauf, herauszufinden, was jede und jeder will. Das mag jetzt banal klingen. Meine langjährige Erfahrung zeigt mir jedoch, dass sich viele damit schwertun, zu formulieren, was sie eigentlich von der Übergabe erwarten. Und dass es Mut erfordert, den eigenen Willen zunächst zu äußern und dann mit allen Familienmitgliedern zu diskutieren.... ff
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