· 

Mehrweg: Nur noch kurz die Welt retten? / Professor Michael Braungart

foodservice - 2023-02 - Seite 46-47: Nachhaltigkeits-Pionier Professor Michael Braungart im Gespräch über Nachhaltigkeit, die Frage der richtigen Kunststoffe und warum Einweg manchmal doch ökologisch klüger sein kann als Mehrweg> Wird der Mehrwegbecher die Welt retten? Nein. Wir haben in Hamburg eine Kupferhütte, deren Produktion alleine verursacht ein Vielfaches der gesamten Hausmüllmenge Europas. Nur diese eine Kupferhütte und wir beschäftigen uns mit Bechern, Trinkhalmen und Plastiktüten. Das ist, als würde man den Untergang der Titanic verhindern wollen, indem man statt mit einem Dessertlöffel nun mit einem Esslöffel das Wasser rausschaufelt. Eine Beschäftigungs- Therapie. Es ist sehr traurig, weil man damit die Illusion schafft, es täte sich was. Die wirklich relevanten Fragestellungen werden damit nicht beachtet. Trägt so ein Mehrweg-System überhaupt zu einer Verbesserung der Situation bei? Es ist sicherlich bewusstseinsbildend. Es führt dazu, dass man sich Gedanken macht. Aber dann müsste man sich auch Gedanken um die Qualität der Umsetzung machen. Da dürfte man dann zum Beispiel kein PVC für Lebensmittel verwenden, da dies die Lebensmittel durch Weichmacher kontaminiert. Es ist ein Irrtum, ein Mehrweg- System automatisch für die bessere Lösung zu halten. Es braucht zwischen 7 und 9 Umläufe eines Mehrweg-Systems, damit es ökologisch besser abschneidet als ein Einweg- System. Die meisten Mehrweg-Systeme leisten das in keinem Fall. Die werden einmal verwendet und kommen dann nie zurück, weil man sie zu Hause als Plastikschüsseln nutzt. ... Gibt es Alternativen zu den aktuellen Systemen? In Italien oder Ruanda setzt man auf biologisch abbaubare Stoffe. Da können Sie die Verpackung mit dem Lebensmittel entsorgen und dann hat das sogar noch einen Nutzen in der Biogasanlage oder so. ... ff

 

 

  

Kommentar schreiben

Kommentare: 0