foodservice - 2023-01 - Seite 36-39: Was bewegt den Konsumenten in diesen Zeiten? Worauf legt er Wert? Fakt ist: Die Welt um uns herum wird zunehmend komplexer. Autor und Psychologe Thomas Ebenfeld gibt Einblicke in die Verbraucherseele und verrät, welche Foodtrends sich künftig noch verstärken werden. >Einerseits tobt nur wenige Autostunden von der deutschen Grenze entfernt ein Krieg mit unerbittlicher Grausamkeit, andererseits streamen die Menschen in Deutschland auf Netflix den Film „Im Westen nichts Neues“, der sie in die Zeit des Ersten Weltkriegs zurückführt. Wer sich mit dem Wesen der Verbraucher beschäftigt, wird immer wieder auf Widersprüche und Inkonsistenzen stoßen. Besonders augenfällig wurde das um die Jahrtausendwende und in den Nuller-Jahren, als die Menschen insbesondere in den westeuropäischen Industrieländern für sich immer neue Möglichkeiten wahrnahmen und sich zugleich aber angesichts der Vielfalt der Angebote damit konfrontiert sahen, dass sie immer größere Sehnsüchte nach dem entwickelten, was ihrer Meinung nach „auf der Strecke zu bleiben“ schien. … Die vielen Trends, die sich unter dem Schlagwort „Moral am Regal“ subsumieren lassen, sind im Grunde ein Ausfluss dieser Gegenbewegung, bei der nicht mehr der schöne Schein zählte, sondern das „richtige“ und „wahre Sein“. … Der gierige Konsument. In unseren Forschungen haben wir bei „concept m“ als Leitbild der Maximierungskultur, wie es sie zumindest bis Corona relativ ungebremst gegeben hat, den „gierigen Konsumenten“ postuliert. Er ließ sich in einem Satz beschreiben: Ich will alles überall und sofort. Es geht um ein entgrenztes Ego, das eine stete Befriedigung seines ausufernden Konsumtriebs einfordert. Die Gier fand keine Grenzen und betraf nicht nur alle Formen des Konsums wie Reisen, Kleidung und Technik, sondern manifestierte sich auch im Privatleben, wo Apps wie beispielsweise Tinder die bekannten Mechanismen auf das Beziehungsleben übertrugen. Doch wo eine „Allgier“ herrscht, liegen Widersprüche und Konflikte nicht fern. … ff
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