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Inflation der Sterne / Interview Martin Scharff

AHGZ - 2022-47/48 - Seite 17-: Martin Scharff kocht seit zehn Jahren auf dem Heidelberger Schloss. Mit Jan Paul Stich spricht er über den Abschied von der Sternegastronomie und Eatertainment> Als Sie vor zehn Jahren ins Heidelberger Schloss kamen, hätten Sie damals gedacht, dass Sie für mehr als ein Jahrzehnt bleiben werden? Das Land Baden-Württemberg brauchte jemanden, der das Schloss kulinarisch aus dem Dornröschenschlaf küsst. Ausgerechnet das Aushängeschild aller Burgen und Schlösser im Land hatte keinen guten Ruf. Früher war das nur was für Touristen. Ich bin da ganz forsch an die Aufgabe heran gegangen und wir haben geschafft, dass man hier toll essen gehen kann und tolle Erlebnisse hat. Das Schloss wird immer mehr angenommen, auch von den Heidelbergern und Unternehmen. Das ist ein großes Glück und da will ich nach zehn Jahren immer noch weiter machen. Wir haben hier als Basis eine Kulisse, die kann man nicht geschwind irgendwo anders aufbauen. Wir spielen da in einer Liga mit dem Kölner Dom oder Schloss Neuschwanstein, sind aber die einzige Location, die auch gastronomisch bespielt werden kann. Das ist für mich ein großer Reiz. ... Vor zwei Jahren haben sie dem Guide Michelin den Rücken gekehrt. Wie geht es ihnen damit? Ich hatte knapp 30 Jahre einen Stern und jetzt genieße ich die kulinarische Freiheit. Ich will mich nicht mehr von irgendjemandem bewerten zu lassen. Ich habe in meinem Leben auf der ganzen Welt so viel Geld verfressen, ich bin von dem überzeugt, was ich mache und muss nur noch meine Gäste mitnehmen. Wenn man für den Guide kocht, ist man in einem gewissen Korsett. ... ff

 

 

  

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