First Class - 2022-06/07 - Seite 22-28: Klimaneutralität steht aktuell bei vielen als Nachhaltigkeitsziel ganz oben an. Doch genau genommen gehört hier auch die Food-Wertschöpfungskette dazu. Das macht das Ganze umso komplexer, bildet Nachhaltigkeit im sozialen Sinn aber trotzdem nicht ab. > Ob großer Caterer, Großhändler oder Lebensmittelindustrie - in unserer Branche scheint ein neuer Wettbewerb losgetreten: einer nach dem anderen gibt immer sportlichere Reduktionsziele oder Jahreszahlen in Hinblick auf Klimaneutralität bekannt. Nur: Der Begriff „klimaneutral“ ist schwammig - und leicht käuflich. Daher laufen viele Gefahr, beim Nachhaltigkeitsmarketing ins Greenwashing abzudriften. „Klar kann man schnell mal seine direkten Emissionen, Scope 1 genannt, berechnen und dann mit einem Zertifikat ausgleichen - mit Nachhaltigkeit hat das meiner Meinung nach nichts zu tun, solange man nichts aktiv dafür tut“, kritisiert Lea Bohn von Ökoring. Sie hat im Rahmen eines Gemeinwohlökonomie- Projekts den CO2-Fußabdruck des Bio-Großhändlers berechnet, um zu schauen, wo man einhaken und nicht wie viel man kompensieren könne. … Knackpunkt Lieferkette > Ein anderes Argument ergänzt Manuel Klarmann, CEO und Mitgründer von Eaternity: „Durch Kompensationsaufschläge auf nicht klimafreundliche Speisen, die man an den Gast weitergibt, erzielt man keine Verhaltensänderung. Fleischliebhaber werden realistische 50 Cent mehr für ein Rindersteak gerne in Kauf nehmen.“ Christian Hamerle pflichtet dem bei: „Sich durch Kompensation ‚freizukaufen‘ hat aus meiner Sicht weder mit Wertschätzung unserer Lebensmittel noch unseres Planeten gegenüber zu tun“, so der Head of Food Service Innovation des Food Service Innovation Lab, der die Food-Wertschöpfungskette schon lange im Blick hat und zusammen mit Dussmann daran arbeitet, hier den CO2-Fußabdruck u. a. der Cateringservices schrittweise zu reduzieren. …ff
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